Fußball verbindet. Ja, das sieht man. Zum Beispiel am Bild von Markus Söder (CSU) und Armin Laschet (CDU), die sich am Montag letzter Woche bei «Bild live» selten wie nie, gemeinsam einig waren – den Plan der Deutschen Fußballliga gutzuheißen. Was derzeit im deutschen Fußball geschieht und von der Deutschen Fußballliga (DFL) vorangetrieben wird, wirft kein gutes Licht auf den Sport. Auch Rasenballbegeisterte sehen das so.
In Zeiten, in welchen wir tagtäglich in den Medien neue Hiobsbotschaften von Insolvenz anmeldenden Geschäften und Firmen lesen, Arbeitnehmer mit Kurzarbeiterlohn kaum über die Runden kommen, und kleine handwerkliche Betriebe wie Friseure, Blumenläden und Restaurants nicht wissen, wie sie ihre Mieten und sonstigen Ausgaben bezahlen sollen, diskutiert eine zusammengewürfelte Mannschaft von Anzugsträgern den Spielbeginn der Bundesliga. Als Zuschauer möchte man den Herren schon aus Fairnessgründen die rote Karte zeigen. Runter vom Feld!
Wir haben derzeit definitiv andere Probleme als die wohl schönste Nebensache der Welt, die somit leider zum hässlichsten Mitspieler der Coronapandemie wird. Inmitten des Zweikampfes der aktuellen Krise gibt der Epidemiologe Gérard Krause vom Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig an, dass die Testkapazität weiterhin begrenzt sei und es auch bleiben werde. Angesichts der schon knappen Tests, sollten diese so Ärzten und Pflegern, die täglich ihre Arbeit an und mit Infizierten erledigen, zur Verfügung stehen. Und nicht wie von der DFL vorgesehen für Fußballprofis, die sich in der Regel bester Gesundheit erfreuen. Da muss man sich schon fragen, hat die DFL den Abpfiff nicht gehört? Wenn die DFL darauf hinweist, dass ihre Tests nicht zu Lasten von öffentlichen Testkapazitäten gehen, fragt sich der geneigte Zuschauer, wieso dann diese Tests nicht der Allgemeinheit sondern den Vereinen vorbehalten sind? Ganz zu schweigen von der ethischen Diskussion, dass sich beispielsweise ein Pflegeheim, die Tests nicht leisten kann, ein mit Geld vollgepumpter Fußballverein aber schon. Private Labore werden sich wie begeisterte Fans die Hände reiben.
Fußball mag für viele Bundesbürger der Sinn im Leben sein, der Grund am Samstag Frau und Kind endlich für ein paar Stunden Zuhause zurückzulassen, literweise Bier zu saufen und Bratwürstchen zu verdrücken, um Gleichgesinnte zu treffen. Fußball macht Spaß und unterhält, aber nicht zu diesem Preis. Das sagt einer, der selbst begeisterter Fussballer war.
Natürlich kämpfen kleinere Vereine um das Überleben, durch ausbleibende Ticketverkäufe und Fernsehübertragungen. Aber was in der Gesellschaft schon durch Solidarität erreicht und geschaffen wurde, könnte auch dem Fußball gut tun. «Shake Hands», helft euch gegenseitig und unterstützt euch finanziell. Man kann es eigentlich nicht so richtig glauben, aber wenn unser geliebter Nationaltorwart Manuel Neuer in Vertragsverhandlungen mit seinem aktuellen Verein FC Bayern München, offiziell nicht bestätigt, 25 Millionen Jahresgehalt fordert, dann dürften in den Koffern der großen Vereine genug Reserven sein, um auch eine Nachspielzeit zu überbrücken.
Die Aussage des Präsidenten der DFL, Christian Seifert, man wolle keine «Sonderstellung», aber die Bundesliga müsse wieder öffnen, ansonsten sei die Liga ein «Kollateralschaden dieser Krise», sorgen so nicht für großen Applaus, und sie wirkt genauso lächerlich, wie Maulen nach einem bewussten Foul.
Angesichts der jetzigen Lage, der wirtschaftlichen Situation und der damit verbundenen Aussichten, ist die Diskussion über Fußball derzeit so unnötig, wie Trikotziehen. Liebe DFL, sehr geehrter Herr Seifert, es hat nichts mit Sozialneid und platter Kapitalismuskritik oder Fußballhass zu tun, aber angesichts der aktuellen Diskussion, hätte ich gute Lust, Sie so richtig blutig umzugrätschen.
Hallo lieber Justus,
Du weißt ja, wie sehr ich den Fußball liebe, und wie sehr ich mit meinem Lieblingsverein SC Freiburg durch meine langjährige Tätigkeit für diesen sympathischsten Club der deutschen Bundesliga verbunden bin.
Aber mich hat die Nachricht, dass ein Herr Neuer meint, dass seine Ballfängerei 25 Millionen pro Jahr wert sei, extrem befremdet.
Was für eine Schamlosigkeit und Geschmacklosigkeit gerade in dieser Zeit, wo so viele Existenzen von Kleinunternehmern den Bach runter gehen!!
Si tacuisse!!
Salut Klaus,
mein Kollege Alvaro wird sich freuen. Vielleicht meldet er sich persönlich bei Dir 😉