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Wenn Demokratie nichts oder alles wert ist.

Neulich beim Frühstück, in gemütlicher Runde anlässlich eines Geburtstages zu Gast: Fast hätte ich gesagt, rund und fett, aber sagen wir es doch lieber so – mit zufrieden satten Bäuchen waren wir versammelt. Unversehens wurde das Gespräch politisch. Eigentlich fest entschlossen, die Behaglichkeit des Augenblicks zu geniessen, wollte ich nicht hinhören. Dann die Aussage: «Mit der Glorifizierung der Demokratie sollte es jetzt schon mal ein Ende haben!» Überhören? Weiter am Cappuccino schlürfen, als wäre nichts gewesen? Ich geb’s zu – geht nicht. Auch nicht mit der größten Willensanstrengung, den friedlichen Vormittag weiter friedlich ausklingen zu lassen.

Sauteuer. Gehört eigentlich verboten. Aber glücklich sein, ist alles.

«Mann, Mann, Mann. So sauteuer. Neunundfünfzig Euro kostet eine Tageskarte inzwischen!» Der Beginn eines Gesprächs auf dem Parkplatz der Feldbergbahnen. Am höchsten Gipfel des Schwarzwaldes. Dort, wo diesen Winter der Schnee knapp und die Stimmung bescheiden sind, und dort wo die sich abzeichnenden Klima-Veränderungen zuweilen die Emotionen hochkochen lassen. Der Verweis auf das diese Saison neu aus der Taufe gehobene «dynamische Preis-Modell» ändern an der Einschätzung des Parkplatz-Nachbars nichts. Ein Wort gibt das andere und schon sind wir in eine angeregte Diskussion verwickelt – um Umwelt, Klima und das Grundsätzliche.

Türchen drei: Zu empfehlen.

Das Erbe eines großen Namens anzutreten erfordert Mut. Danny Neynaber hat ihn. Im Okober 21 hat der junge Gastronom mit seiner Frau Evelyn den Adler in Alt-Weil übernommen. Der galt über Jahrzehnte im Dreiländereck als erste Adresse, weithin bekannt, mit Michelin-Stern ausgezeichnet und vom in der Szene legendären Hansjörg Wöhrle 35 Jahre gehalten, besucht von seinerzeit prominenten Gästen wie Helmut Kohl, Lothar Späth oder auch einem Gunter Sachs und einer Brigitte Bardot. Basels Haute Volée, lokal auch als «Daig» bezeichnet, gab sich an der Weiler Hauptstraße ein regelmäßiges Stelldichein. So war das Image sehr, sehr gut, aber ohne Zweifel auch leicht angestaubt. Neuer Wind hat jetzt Einzug gehalten – und das ist der Grund für eine Empfehlung!

Deutsche auf die Couch.

Der deutsche Wald stirbt. Sagen Förster, Waldbesitzer, fachlich beschlagene Ökologen und Wissenschaftler – und natürlich politisch Grünbewegte – übereinstimmend. Seit über dreissig Jahren. Aber er ist immer noch nicht tot. Glücklicherweise. Allerdings streiten die hier Genannten trotz grundsätzlicher Einigkeit über das Siechtum deutscher Forsten seit Anfang diesen Jahres «wie die Bürstenbinder». Volkstümlichkeit sei erlaubt an dieser Stelle. Doch dazu später. Den möglicherweise aufkommenden Vorwurf der Diskriminierung einer Minderheit möchte ich ausserdem sogleich ausräumen: Bürsten werden heute von Maschinen gebunden, die sprachliche Wendung ist also in ihrem sozial-historischen Kontext einzuordnen. Ach, worum sie streiten? Genau um den endlos sterbenden Patienten.

«Cuba Libre» virtuell.

Endlich wieder mal ungezwungen Leute treffen und mit einem schönen «Cuba Libre» bis spät abends am Tresen abhängen? Diese Idee wirkt aus der Zeit gefallen, oder ist bestenfalls eine wehmütige Erinnerung an Vor-Corona-Zeiten. Dominik Galander, lang erfahrener Barkeeper und Betreiber mehrerer Bars in Berlin will das trotz Lockdown und Schließungen seiner Lokale möglich machen. Mit der gleichnamigen «Galander Bar» in Berlin-Kreuzberg hat er ein ehrgeiziges Projekt an den Start gebracht – die erste virtuelle Bar Deutschlands.

Ausgangssperren sind «mittelalterlich».

Mit teilweise sinkenden Inzidenzzahlen sind Ausgangssperren und Pflicht zum Maskentragen, wie sie in einzelnen Bundesländern und Landkreisen bis heute Bestand hatten, einstweilen Geschichte. Die Diskussionen um die Angemessenheit, beziehungsweise um die sachlichen Grundlagen für die Maßnahmen allerdings nicht unbedingt. Der Physiker Dr. Gerhard Scheuch, der als einer der renommiertesten Aerosol-Forscher Europas gilt, bezieht mit einem deutlichen Statement Position: «Im Freien eine Maske zu tragen, ist völliger Unsinn.» Gerhard Scheuch war von 2007 bis 2013 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin und berät heute die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) sowie viele pharmazeutische Unternehmen und Institutionen.

Coworking für neue Perspektiven

Die Veränderung der Arbeitswelt schreitet zweifelllos voran. Die Pandemie scheint den Prozess allenfalls zu beschleunigen. So sind die so genannten Coworking Spaces dabei, sich als geschätzte Alternative zu klassischen Büros und gewohnten Arbeitsformen zu etablieren. „Büroflächen wie sie die internationalen Riesen wie zum Beispiel wework anbieten, allerdings sind nicht das, was wir unter Coworking verstehen“, erklärt Frederic Geiger, einer der Gründer von Startblock, das bislang erste und einzige Coworking Space seiner Art in der Lörracher Kernstadt.

Veränderung? Ja. Natürlich. Leben.

Der Kopf sei rund, damit sich die Richtung der Gedanken ändern könnte. Habe ich kürzlich gelesen. Passt. Deshalb also denke ich heuer im Advent, eine Zeit, die alljährlich darauf hinweist, dass mit Jesu Geburt etwas Neues begonnen hat und beginnen wird, über Veränderung nach. Veränderung – die uns allen im zu Ende gehenden Jahr einiges abverlangt hat. Jetzt könnte man natürlich lang und breit darüber räsonieren, was an der Veränderung durch die Pandemie gut oder vor allem schlecht ist. Eine Diskussion, die jedoch nicht weiterhilft, denn zuallererst ist die Veränderung ganz einfach ein unumstösslicher Fakt. Und mal ehrlich: Wäre es so toll, wenn immer alles bleiben würde, wie es war?