Jetzt mal ehrlich: Jeder von uns kennt die Situation, auf dem Lokus sitzend zu merken, dass da etwas fehlt. Das die Stille (meistens jedenfalls) zerreißende «Ratsch» signalisiert, dass von nun an Kreativität gefragt ist. Okay, alle die jetzt behaupten, dieses Gefühl nicht zu kennen, können diesen Part überspringen – aber das glaubt euch keiner!
Ja es mag sein, dass man sich in diesen Momenten fest vornimmt, von nun an immer genügend Toilettenpapier griffbereit zu haben. Selten gelingt es. Zurück zur Situation. Okay wenn man Glück hat, sind der oder die Partner/in, ja vielleicht auch die lieben Kleinen, zuhause und nach einem gedehnten „Schaaaatz…“ weiß der- oder diejenige, was Sache ist. In einer Wohngemeinschaft könnte es schon vorkommen, je nach Mitbewohner, dass die Suche nach einer neuen Rolle zum ersten oder auch zweiten Schweißausbruch zwischen den zwei Backen führt. Und wer alleine wohnt, ja dann «Au wei!» Oder wäre «Scheiße» an dieser Stelle vielleicht das bessere Wort?
Es mag Menschen geben, die Strichlisten führen oder Notizzettel (anstatt spannende Zeitschriften) neben der Toilette liegen haben, und so bestens für einen gut gefüllten Vorrat des Endlospapiers sorgen. Aber alle anderen Personen, die zwischen ein und vielleicht drei „großen Geschäften“ am Tag verrichten, gehen höchsten ein Mal in der Woche das dafür notwendige Papier besorgen. In Zeiten von Corona scheint das jedoch fundamental anders zu sein. Es gibt Mitmenschen, die sich vier oder fünf Packungen (man beachte das jede Packung etwa 10- oder im Maxipack sogar 20 Rollen beinhaltet) in ihren Einkaufswagen bunkern. Ja es gab offensichtlich sogar schon Handgreiflichkeiten, in denen es um Klopapier ging. Leute, das ist eine Grippe! Die in schlimmen Varianten die Lunge befällt. Aber nicht den Darm! Auch in Quarantäne gibt es keinen Grund, Toilettenpapier zu hamstern. Oder ist der Stallgeruch Zuhause derart anregend, um öfter die Toilette aufzusuchen als sonst? Was zur Hölle wollt ihr mit vielleicht 40 Rollen Toilettenpapier oder mehr, was genau genommen 6000 oder gar 8000 Blätter wären? Außer den leidgeplagten vier Buchstaben signalisiert das doch sonst keiner Körperregionen etwas?
Laut den Psychologen der Universität von British Columbia in Kanada, gibt Toilettenpapier das vage Gefühl von Sicherheit und suggeriert zumindest das Gefühl, etwas getan zu haben. Kann man wohl so sagen. Nämlich bei weiteren Käufern blasse Gesichter hinterlassen. Das Gefühl «etwas getan zu haben» würde es auch geben, dem oder der Nebensitzer/in im Notstand eine Rolle unter der Trennwand durchzureichen. (Bitte lass es nur eine Trennwand sein!) Weitere Vermutungen sind, dass sich Menschen vor einer Infektion ekeln und wohl 8000 Blatt Klopapier dieses Gefühl unterdrücken. Aber auch hier lässt sich einwenden, dass der Alleinwohnende früher oder später andere Sorgen hat, als seinen Ekel vor sich selbst.
Aber Angst ist nicht rational und kennt auch keinen Sinn („thin“ aus dem englischen, spricht sich übrigens gleich aus und bedeutet «dünn» …) Die letzte Alternative für eine sinnige Erklärung wäre die, dass Menschen das Gefühl von Kontrolle haben wollen und gleichzeitig nur über ein begrenztes Budget verfügen. Also kaufen diejenigen etwas billiges, was sich gut lagern lässt und nicht verdirbt, so die Meinung eines Gesundheitsökonomen der Universität East Anglia in Großbritannien. Ouhmann, aber wieso komme ich mir situiert vor, wenn ich große Mengen an weisen Klorollen kaufe? Dann doch bitte in Gold.
Und noch eines ist zu versichern: Toilettenpapier gibt nur kurz das trügerische Gefühl von Sicherheit. Denn alle, die bis hierher gelesen haben, können ebenfalls nachvollziehen, dass Sicherheit ein dehnbarer Begriff ist, wenn man sich beim «Hinterher» schon böse verrechnet hat und das Motto «ja das wird schon reichen» doch nicht aufgeht …
Also Leute, tut mir einen Gefallen und geht weiterhin so Klopapier kaufen wie ihr es sonst auch tut. Zehn Rollen reichen locker für eine Woche! Es sei denn ihr beherbergt eine Fußballmannschaft aus Darmstadt (sorry für das Wortspiel!). Jedes andere Verhalten ist purer Egoismus und Egoismus ist früher oder später echt Scheiße bzw. die Leidtragenden sind dann echt angeschissen. Vielleicht findet eines Tages ein sitzender Denker eine erhellende Lösung. Gott segne ihn mit Papier!