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Auf den Kopf gestellt

«Wahrnehmung schafft Wirklichkeit» – sagt die Kommunikationstheorie. So bestimmt möglicherweise auch unser Blick auf die Wirtschaft (und das Leben) unsere Wirklichkeit. Weil wir handeln, wie wir denken. Umgekehrt – könnte möglicherweise eine veränderte Wahrnehmung die Wirklichkeit verändern? Stellen wir doch einmal Gewohntes auf den Kopf und setzen wir uns in einem Gedankenspiel dem Perspektivenwechsel aus.

Die gängige Betrachtungsweise des (wirtschaftlichen) Handelns ist geprägt von der «Theorie der Knappheit». Rohstoffe, Boden, Kapital, Arbeitskraft und Zeit sind knapp, deshalb gilt es mit optimierter Arbeit diese Knappheit zu überwinden. Doch unter diesem Blickwinkel gibt es nie von allem genug. Die Konsequenz ist dann aber nicht – wie auf den ersten Blick zu erwarten wäre – weiter optimierte Arbeit, sondern Sparen, Horten und Anhäufung der vermeintlich knappen Ressource. Und die Fixierung auf «billig». Mit den bekannten Auswüchsen der Ausbeutung von natürlicher Umwelt, menschlicher Arbeitskraft und Gesundheit – um nur die augenfälligsten zu nennen.

Denken wir demgegenüber Leben und Wirtschaften unter dem Ansatz «der Fülle», eröffnen sich völlig neue Horizonte. Von allem ist genug für alle da: Ressourcen, Arbeit, Zeit und Kraft – und vor allem menschliche Kreativität. «Wer gibt, dem wird gegeben», wer investiert, vermehrt das Vorhandene, «wer sät, der erntet», «wer wagt, gewinnt». Das sind keine ethischen Postulate sondern ökonomische Fakten. Wer zum Beispiel beim Brötchenkauf beim lokalen Bäcker seines Vertrauens nicht in erster Linie auf den Preis schaut, oder beim Erwerb seines Skischuhs beim Sportfachgeschäft vor Ort nicht auf die Rabatte geiert, schafft im wahrsten Sinne des Wortes «mehr Wert». Gute Handwerker, gute Händler, gute Dienstleister haben Arbeit, sie erwirtschaften wiederum mehr Wert (und Geld), sie nehmen die gute Arbeit und gute Dienstleistung anderer «Guter» in Anspruch, sie zahlen mehr (gute) Steuern, höhere Steuereinnahmen ermöglichen Investitionen des Gemeinwesens, usw.

Man könnte jetzt einwenden, «ja, ja, das hört sich gut an, aber …». Keine Frage, die «Theorie der Fülle» ist nicht die widerspruchsfreie Wahrheit, allerdings ebenso wenig wie die «Theorie der Knappheit». Zweitere allerdings bestimmt die gängigen Wirtschaftsmodelle – und leider auch das Denken der meisten Akteure. Lassen wir uns doch ein auf den Perspektivenwechsel. Vielleicht verändert sich plötzlich die Wirklichkeit, wenn sich die Wahrnehmung ändert. Und alles wird gut? Keine Ahnung, aber vielleicht besser.

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