Alle Artikel mit dem Schlagwort: Hoffnung

Türe 9: Highway to hell?

Endzeit. Das Mittelalter ist zurück. Mit der Terminologie der Gegenwart, im Geiste der Inquisition. Die Menschheit, auf dem «Highway to climate hell» (António Guterres),«das Leben des Planeten in Gefahr» (Joe Biden), «am Abgrund» (Annalena Baerbock) und «2050 wird die Menschheit verhungern» (the last generation). «Die Wissenschaft» kennt – zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung – mit unumstösslicher Gewissheit die Zukunft, nämlich Kipp- und Endpunkte. «Die Politik» wiederum weisst uns gemeinsam mit den in allen Medienkanälen omnipräsenten Wanderpredigern der Neuzeit den «richtigen Weg» zum «1,5-Grad-Ziel» und zur «Abwendung der Klimahölle». Doch es gibt Rettung vor der Verdammnis des Verbrennens im Erdball-Inferno: Die Einhaltung von Speisevorschriften oder Bußübungen des Verzichts auf sündigen Konsum. Und wem das zu anstrengend ist, kann in Form von Co2-Ausgleichs-Zertifikaten Ablassbriefe lösen. Das Denkmodell ist bestens bekannt – siehe oben. Soweit also erstmal nichts Neues unter der Sonne.

Das erste Türchen: halboffen.

«Die Tür ist irgendwie halb offen in diesem Jahr für mich». Dieses Bild verwendete vergangenen Sonntag Ulrike Krumm, eine hiesige Pfarrerin. Stimmt, dachte ich. Die eigene Stimmung schwankt zwischen Dankbarkeit für die Tatsache, zum privilegierten Teil der Menschheit zu gehören (weihnachtlich), Respekt mit Blick in die Zukunft (definitiv nicht weihnachtlich), Unglaube und Wut, darüber was gegenwärtig auf der Welt passiert (definitiv nicht weihnachtlich) – und Hoffnung, die immer wieder das Leben ausmacht (weihnachtlich). Ach – und heute morgen eine Nachricht erhalten, die Riesen-Freude und ein grosses Danke auslöst …; es weihnachtet.

«Angst essen Seele auf.»

Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (Fight-or-Flight) einleitet. Allerdings – Angst als Grundbefindlichkeit oder als gesellschaftlicher Dauerzustand wird zu individueller oder kollektiver Paranoia. Und schädigt sowohl jeden Einzelnen als auch die Gemeinschaft. «Angst essen Seele auf.» So drückte es Ali in Fassbinders berühmtem Film aus. Ganzheitlich ausgerichtete Mediziner sprechen davon, dass eine halbe Stunde Angst rund sechs Stunden Immunsupression auslösen. In drei Tagen ist Ostern. Ein guter Zeitpunkt, uns von dieser scheinbar gemeinsamen und unausweichlichen Verabredung zur Angst, wie sie uns seit rund einem Jahr von Medien und politischer Öffentlichkeit aufgedrängt wird, zu verabschieden. Angst wird uns nicht helfen, die Herausforderung und Zumutungen der Pandemie zu bewältigen, und sie ist – wie der Volksmund schon sagt – «ein schlechter Ratgeber». Täglich zu besichtigen im zunehmend hilf- und phantasielosen Handeln angesichts der gegenwärtigen Situation. «Euch ist nicht der Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit gegeben.» Oder so …