Evolutionsgeschichtlich hat die Angst eine wichtige Funktion als ein die Sinne schärfender und Körperkraft aktivierender Schutz- und Überlebensmechanismus, der in tatsächlichen oder auch nur vermeintlichen Gefahrensituationen ein angemessenes Verhalten (Fight-or-Flight) einleitet. Allerdings – Angst als Grundbefindlichkeit oder als gesellschaftlicher Dauerzustand wird zu individueller oder kollektiver Paranoia. Und schädigt sowohl jeden Einzelnen als auch die Gemeinschaft. «Angst essen Seele auf.» So drückte es Ali in Fassbinders berühmtem Film aus. Ganzheitlich ausgerichtete Mediziner sprechen davon, dass eine halbe Stunde Angst rund sechs Stunden Immunsupression auslösen.
In drei Tagen ist Ostern. Ein guter Zeitpunkt, uns von dieser scheinbar gemeinsamen und unausweichlichen Verabredung zur Angst, wie sie uns seit rund einem Jahr von Medien und politischer Öffentlichkeit aufgedrängt wird, zu verabschieden. Angst wird uns nicht helfen, die Herausforderung und Zumutungen der Pandemie zu bewältigen, und sie ist – wie der Volksmund schon sagt – «ein schlechter Ratgeber». Täglich zu besichtigen im zunehmend hilf- und phantasielosen Handeln angesichts der gegenwärtigen Situation.
«Euch ist nicht der Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit gegeben.» Oder so ähnlich. Das hat, glaube ich, mit der Osterbotschaft zu tun: Mut zum Leben, Frühling für die Herzen und Seelen.
In diesem Sinne frohe Ostern!
2. Timotheus 1,7 Gott hat uns nicht einen Geist der Verzagtheit gegeben, sondern einen Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit.
Ein Vers, der mich schon viele Jahre in meinem Leben begleitet.
Als meine Tochter als Frühchen geboren wurde und ich voller Angst um sie war, geriet mir der Vers auf einer Postkarte in die Hände. Es wurde ihr Taufspruch, inzwischen ist sie selbst Mama von zwei süßen Kindern.
Danke Justus! Dein Text spricht mir aus der Seele!
Es ist letztlich der eigene Blickwinkel, der die betrachtete Sache verändern kann und will. Und in dieser „Angelegenheit“ dringend auch sollte! Wenn ich beim Spazierengehen stetig nur auf den Weg schaue, sehe ich viel Dreck….sobald ich die Augen hebe sehe ich die Welt wie sie wirklich ist. Ostern heißt ja auch, dass wir von unseren Ängsten auf das Kreuz und darüber hinaus auf das leere Grab sehen dürfen.
Das mit der Ausgangssperre hat übrigens an Ostern auch noch nie geklappt 😉