«putinversteher» hat als Lehnwort in den englischen Sprachgebrauch Eingang gefunden. Mit der Konnotation «yes, but …». Unsere angelsächsischen Freunde haben also gut verstanden, was die grossen Relativierer meinen, die mit unverbesserlicher Oberlehrer-Arroganz um Verständnis für den faschistischen Diktator barmen. Erlaube ich mir an dieser Stelle, die englische, obszöne Beleidigung zu zitieren. Die hierzulande auch jeder versteht.
Weil es weder zu fassen noch zu akzeptieren ist, dass in Deutschland russische Künstler öffentlich – verbunden mit grossen persönlichen Risiken – dem ideologischen und sachlichen Wegbereiter eines Genozids abschwören müssen. Während im Bundestag «fucking putinversteher» wie Tino Chrupalla, Petr Bystron, Alice Weidel oder eine Sarah Wagenknecht – um nur einige zu nennen – Abgeordnetenbezüge von dem Staat beziehen, den sie aus tiefstem Herzen und mit dezidiert antiwestlicher Systemkritik ablehnen: historisch, kulturell, wirtschaftlich.
Doch alle, die totalitäres und faschistisches Gedankengut relativieren, die Verständnis für einen Staat fordern, dessen Propagandisten – so zum Beispiel die staatliche russische Nachrichtenagentur Ria Nowosti – die «Entunkrainisierung» und damit den Völkermord fordern, dürfen nicht länger mit der Toleranz einer liberalen Gesellschaft rechnen, deren Werte sie verachten.
Dann gibt es da noch die «fucking putinversteher» auf leisen Sohlen, die in der Vergangenheit die deutschen und europäischen Sicherheitsinteressen – und Werte – verraten haben. Ob aus Naivität, Dummheit oder geldgierigem Kalkül spielt letztendlich keine Rolle: Gerhard Schröder, Angela Merkel, Olaf Scholz, Klaus Mangold, Heino Wiese, Lars Klingbeil, Manuela Schwesig, Michael Kretschmer … Tatsächlich eine bunte Liste, die man beliebig fortführen könnte.
Im Ergebnis bleibt es gleich: Die offensichtlichen und die verborgenen «putinversteher» haben die Verantwortung, dass in Europa das Gespenst des Faschismus zu neuem Leben erweckt wurde und wird. Nach dem «Nie wieder» erleben wir das «Ja, aber …».
Leider hat es der einstmals so lauten Antifa offensichtlich die Sprache verschlagen: Die Welt- und Feindbilder einer ganzen Generation «moralisch Aufrechter» fallen zur Zeit auseinander. Aber gegen Faschismus aufzustehen, sollte eigentlich alle verbinden, die Freiheit, Menschenwürde und Liberalismus als Grundlage unserer Gesellschaft schätzen – und bereit sind, für diese gegen alle Autoritären zu kämpfen. Spätestens wenn Autokorsos mit dem Hakenkreuz des 21. Jahrhunderts in unseren Städten unterwegs sind.