Hitze über Deutschland. Hitze über Europa. Heisse Zeiten auf dieser Welt. Alle schreiben und reden darüber. Mach ich’s halt auch. Gleich vorneweg: Ich find’s geil. Abends – nach getaner Arbeit – draussen sitzen bis ultimo, in Flip Flop und Gesellschaft luftig bekleideter schöner Frauen, Live-Musik unter freiem Himmel, laue Nächte, … Sommer eben.
Mit dieser Haltung mache ich mich allerdings in der Miesepeter-Republik Deutschland mehr als verdächtig. Wo doch der Hitzetod hinter jedem Bierglas und nach jeder Flasche Wein lauert. Wo allenthalben Hitzeaktionspläne, Warn-Apps und gekühlte Räume fehlen. Wo Arbeit unzumutbar wird und Karl Lauterbach über Twitter wertvolle Lebenshilfe gibt. «Querschwitzer» nennen die Nanny-Journalistenkollegen unsereins. Ohne Scheiss, das stand in der altehrwürdigen FAZ. Lebensfreude als fragwürdige Sorglosigkeit auf der abschüssigen Bahn zum Klimaleugner, Joggen als politisches Statement gegen wissenschaftliche Evidenz, das «Viertele» Ausdruck mangelnder Solidarität?
Ja, ich bekenne das sture Festhalten an Sport und Alkoholgenuss: Ich jogge weiterhin. Ich fahre weiterhin Rad über Stock und Stein, zuweilen auch steil bergauf mit hohem Puls. Ich klettere, schwimme, wandere – und lechze in der glühenden Hitze nach dem Bier danach. Schlage alle klugen Ratschläge – tausendfach auf allen Kanälen breit getreten – in den Wind und geniesse den Augenblick.
Ja, verwerflich angesichts des drohenden Höllenfeuers in der aufgeheizten Atmosphäre unseres Erdballs und unserer Gesellschaft – und so leiste ich Abbitte: Natürlich denke ich an die Landwirte, für die das alles nicht lustig ist. Natürlich fühle ich mit Schwerkranken, die unter der abnormalen Wärme leiden, natürlich wässere ich schon lange nicht mehr den braunen Rasen, und natürlich finde ich die Klimaveränderung und ihre sichtbaren Folgen ziemlich besorgniserregend.
Doch der Teufel der Lebenslust meldet sich schon wieder: Das alles wird doch auch nicht besser, wenn ich mit dem ganzen Land über das unabänderliche Wetter jammere, «Hitzefrei» schreie – und nichts mehr mache?
So habe ich mir eine Bussübung auferlegt: Ich fahre weiterhin – ebenso stur – Biobike, wann und wo immer es geht. Und schwitze. Schließlich muss ja einer anfangen, damit sich was ändert. Oder?
…..wusste gar nicht, dass es einen Teufel der LebensLUST gibt! Finde ich GUT…
Heja Justus,
da bin ich (selten genug;)) bei Dir, mein Lieber… und berufe mich auf einen weiteren Lebensphilosophen:
„Keiner von uns kommt lebend hier raus. Also hört auf, euch wie ein Andenken zu behandeln. Esst leckeres Essen. Spaziert in der Sonne. Springt ins Meer. Sagt die Wahrheit und tragt euer Herz auf der Zunge. Seid albern. Seid freundlich. Seid komisch. Für nichts anderes ist Zeit.“ – Anthony Hopkins
Sonniges
Lieber Justus,
Du hast mal wieder mit Deiner spitzen Feder den Kern der Misere aufgespürt. Recht hast Du, das Leben zu genießen, mit allem was das Leben bietet. Freude an Bewegung, an stahlblauem Himmel, was Gutes zum trinken und auch für die Augen eine Weide. Recht hast Du, denn wir haben nur dieses Leben, von dem anderen wissen wir eigentlich nicht wirklich etwas. Hätten wir in unserer Gesellschaft gesunden christlichen Glauben, könnten wir wie Du genießen, was Gott schenkt. In der Klimareligion aber müssen wir ständig das Büsergewand tragen, uns selbst mit Niedergeschlagenheit geiseln und Ketzer aufspüren, die dann auf dem digitalen Scheiterhaufen verbrannt werden. Auch in der Genderkonfession darf man sich nicht einfach freuen, schon gar nicht als Mann an schönen Frauen, das ist dann ja schon „toxisch“ und kommt einer Vergewaltigung verdächtig nahe. Wer sich einfach unverkrampft an seinem normalen Leben freut muss erst noch zur chronischen Betroffenheit bekehrt werden.
Christlich gesprochen wäre es doch so einfach: dankbar sein, ganz ohne schlechtes Gewissen.