Fjodor Dostojewski schrieb im 19. Jahrhundert, Geld sei «geprägte Freiheit». Hatte der grosse russische Autor seherische Fähigkeiten? Denn das Bargeld und damit die Freiheit des Bürgers stehen auf dem Spiel.
Der Münchener Volkswirtschaftsprofessor Gerald Mann meint: «Der ‚Krieg gegen das Bargeld’ nimmt auch in Deutschland an Schärfe zu. Die Interessengemeinschaft aus Politik, Noten- und Geschäftsbanken möchte wohl mittelfristig das Bargeld loswerden. Sichtlich wird eine Salamitaktik angewendet.» Was in der Vergangenheit noch einzelne mediale «Versuchsballons» waren, ist jetzt in der öffentlichen Diskussion als realistisches Szenario angekommen. Gern genommenes und durchaus auch für «Gretchen Müller» nachvollziehbares Argument war, dass Geldwäsche, organisiertes Verbrechen, Steuerhinterziehung und mithin eben die ganze Schattenwirtschaft ein Ende hätten. Wirklich? Es gibt einen ausgewiesenen Fachmann, der das bezweifelte – Jens Weidmann, Präsident der Deutschen Bundesbank: «Glauben Sie, dass kriminelle Handlungen deshalb unterblieben, weil es den 500-Euro-Schein nicht mehr gibt? Inwieweit ein Verbot von größeren Bargeldtransaktionen illegale Aktivitäten unterbindet, ist ebenfalls eine offene Frage«, sagte Weidmann in einem Interview der FAZ. Ja, eigentlich können das nur einfache Gemüter glauben. Sollte man meinen. Aber weit gefehlt, Transparency International plädierten ebenso dafür wie Parlamentspräsident Schäuble oder diverse Länderminister. Damals in Form von Obergrenzen für Bargeldgeschäfte, in absehbarer Zeit allerdings grundsätzlich. Salamitaktik eben.
Eigentlich liegt das auf der Hand: Kriminelles Handeln würde einmal mehr zum Herrschaftswissen der Nerds. Denn wer es verstünde, die Rechner zu manipulieren, könnte künftig einfach per Knopfdruck im grossen Stil bescheissen. Das würde die Welt keinen Deut besser machen und ebenso ungerecht wie sie schon ist. Aber weniger frei.
Doch «Gesundheit ist wichtiger als Freiheit» lautet seit Corona die Parole. Da ist es dann praktisch, wenn die Menschen vor Ansteckung übers Bargeld mehr Angst haben als vor Entmündigung. Freiwillig zahlen sie bargeldlos, bequem und vor allem «sicher». Auch wenn Experten das Ansteckungsrisiko durch Bargeld für verschwindend gering halten.
Aber darum geht es ja gar nicht: Denn Staat und Mächtige möchten die totale Kontrolle. Mehr denn je. Politiker träumen vom gläsernen Wähler und Steuerbürger, Internetfirmen wollen alles über alle Kunden wissen, Banken brauchen neue Gebührenquellen und möchten den Aufwand für das Handling des Bargelds sparen, und manche Zentralbank will den Habenden mit Strafzinsen zum Konsum – und Habenichts – verurteilen. Und – netter Nebeneffekt für Politiker in der ganzen Welt, die im Abgreifen ihrer arbeitenden Steuerbürger angesichts gigantischer Rettungspakete künftig noch unersättlicher sein werden – der Sparer und Bürger wäre der Möglichkeit beraubt, zum Beispiel negativen Zinsen auf seinen Konten durch den Tausch von Guthaben in Bargeld auszuweichen. Oder bei einem drohenden Währungsschnitt Bargeld (z.B. in einer «sicheren Währung») unterm Kopfkissen zu horten. Spätestens mit diesem Gedanken sind wir wieder bei Dostojewski angekommen: (Bar-) Geld ist geprägte Freiheit.