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«Scheisst auf die Spritpreise …»

Jetzt wohnt unsereins ja im wirtschaftlich privilegierten Südwesten dieses ängstlichen Landes und hat so möglicherweise eine verzerrte Wahrnehmung der auf allen Medienkanälen vermittelten, gegenwärtig traurigen Wirklichkeit. Aber so richtig Schmerzen hat offensichtlich niemand angesichts durch die Decke gehender – also nehmen wir die mal als Beispiel – Spritpreise. So wohnt unsereins nämlich auch in einer mittleren Kleinstadt in unmittelbarer Nähe der Bahnhofstrasse. Also lagemässig eher weniger privilegiert. Die Strasse ist stark befahren. Werktags wie sonntags. Hier tummeln sich vor allem am Wochenende schwere Motorräder mit meistens illegalen Auspuffklappen, ebenso wie halbstarke Mercedes-AMG-Piloten mit und ohne Migrationshintergrund. Was die da machen? Im Kreis des Innenstadtrings spazieren fahren und Sprit verfeuern. Ungerührt von allenthalben beklagten und von der Politik entlasteten Monsterkosten. Frei nach der Devise: «Scheisst auf die Spritpreise!»Das gleiche Bild bietet sich auf der Mountainbike-Tour in den schönen Südschwarzwald. Als wir über die Anhöhe des Blösslings ins Bernauer Hochtal einfahren – in höchsten Drehzahlen heulende Hobbyrennmaschinen der offensichtlich ohne Geldsorgen Sprit verheizenden Jungspunde und ebenso viel alternde Mittfünfziger, die auf Hubraum- und PS-mässig überdimensionierten, bollernden Harleys …

Türchen Vier: Heimat.

«Heimat isch es Gfühl und kein Ort.» Der Song des Schweizer Rappers dröhnte aus den Boxen des Autoradios, als das Vibrieren des Handys in seiner Gesäßtasche den Eingang einer SMS anzeigte. Mühsam fischte er das Mobiltelefon aus der Tasche, ohne die sich jetzt aufstauenden Autos der Autobahn vor ihm aus den Augen zu lassen. «Danke!» Sie hatte geschrieben. Ein glückliches Lächeln huschte über sein Gesicht. Text & Bild aus meinem aktuellen Kurzgeschichtenband «Den Himmel berühren». Den man übrigens hier bestellen kann.

Idyll.

«Der Begriff Idyll (n., von altgriechisch εἰδύλλιον eidýllion, ursprünglich „Bildchen“, dann „kleines Gedicht“), auch Idylle (f.), bezeichnet umgangssprachlich ein harmonisch verklärtes ländliches Leben. Man meint damit meist ein Bild oder einen Zustand, die auf den Betrachter beschaulich und friedlich wirken.» Erklärt Wikipedia. Ja, und dann komm‘ ich ins Studieren, wenn ich draussen unterwegs bin, zu Fuss, oder auf dem Bike. Und mich die Schönheit fast erschlägt: Ist meine Wahrnehmung «verklärend», weil die Wirklichkeit zur Zeit – vielleicht schon immer – manchmal ziemlich traurig ist? Oder gibt es diese harmonische Schönheit wirklich? Wann spüren wir sie, wann täuscht unsere Wahrnehmung nicht? Wenn die Harmonie wirklich ist – warum verteidigen und schützen wir sie nicht?