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Weihnachten 2025

Weihnachten 2025. Zeit sich zu outen. Nein, ich bin nicht schwul. Aber ich glaube, dass an Weihnachten Jesus tatsächlich als Gottes Sohn auf die Welt gekommen ist. Sich in Zeiten wie diesen als gläubiger Christ zu bekennen, fällt allerdings unter Umständen schwerer, als das Bekenntnis eines Coming-out. Aber nicht in erster Linie, weil eine weitgehend säkularisierte Gesellschaft ihren Kompass verloren hat. Sondern weil Brüder und Schwestern im Glauben als religiöse Geisterfahrer unterwegs sind: Die amerikanischen Evangelikalen und ihre Kirchen im Kampfmodus eifern für einen rigide christlichen Gottesstaat, die katholische Kirche weigert sich global, Verantwortung für ihren strukturell bedingten Mißbrauch zu übernehmen, und die europäische protestantische Kirche verflacht mit «inhaltlich merkwürdig unbestimmten Theologien» zu einem beliebig austauschbaren Theismus, wie Jürgen Habermas kürzlich in einer Rede festgestellt hat.

Keine Ahnung, ob das theologisch abgesichert ist. Aber es gibt wohl ein zentrales Missverständnis. Weil Jesu Botschaft nie eine Handlungsanleitung für moralisch besseres oder richtiges Handeln war. Und er stand auch nie für ein politisches Modell – ganz gleich ob sozial gerecht, ökologisch nachhaltig oder bibeltreu autoritär. Noch weniger hat er Reichtum und wirtschaftliches Wachstum versprochen.

Das wäre ja alles banal. Nein, es war und ist dramatischer. Es ging und geht um Leben und Tod. Von Gott getrennt sein – das bedeutet an das zeitliche, irdische Leben, den Verfall gebunden. Mit Gott in vertrauensvoller Beziehung, heisst leben, sich verändern, frei sein, unabhängig von Zeit und Raum.

Glaubst Du echt? «Viele scheuen diesen Schritt, finden ihn verrückt oder verantwortungslos, aber wer das Risiko eingeht, wird mit Erfahrungen belohnt, die sich, ohne zu glauben, nicht machen lassen», schreibt Tobias Haberl, Autor und Journalist beim Süddeutsche Zeitung Magazin. Stimmt. Eine vielleicht intellektuell schwierig nachvollziehbare Erkenntnis. Aber spirituell eine individuelle, konkrete Wirklichkeit.

So ernst an Weihnachten? Ja und Nein.

Ja, ich habe wieder zu viel Glühwein-Seligkeit, Weihnachtspop-Gedudel und Vorweihnachts-Stress-Wahnsinn – und schreckliche Bilder aus Gaza, Ukraine, Nigeria, Brüssel, Washingten, etc., etc. – abbekommen.

Nein, ich freue mich dankbar feiernd des Lebens auf das Fest der Liebe und wünsche Euch allen fröhliche Weihnachten!

2 Kommentare

  1. Birgit Kälble sagt

    Lieber Justus,
    Danke für DEINEN GLAUBEN an JESUS, dessen Geburt wir an HEILIG ABEND feiern!
    Und deinen Text werde ich als moderne Weihnachtsgeschichte vorlesen.
    FRÖHLICHE WEIHNACHTEN!
    Birgit

  2. Lieber Justus,

    Mit deinem Überdenk-Ausführungen findest Du meine volle Zustimmung. Ich könnte es nicht besser sagen.

    Ich stimme mit Dir ein : Lasst uns (trotz allem) froh und munter sein, und uns über die Geburt von Jesus-Christus von Herzen freuen.

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