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Weihnachtsmärchen !?

Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. …». Genau das mochte er jetzt nicht hören. Kilian Voigt drehte am Lautstärkeregler des Dolby Surround-Systems. Das Heck seines schweren Coupés triftete in der engen Kurve. Es schneite und schneite. Die Scheinwerfer tasteten sich durch die dicken Schneepolster der Passstrasse. Er sollte sich mehr konzentrieren bei diesen Strassenbedingungen.

«Papa, liest Du mir das Weihnachtsmärchen vor?»  So hatte gestern Abend Caroline gerufen, als sie mit leuchtenden Augen ins Wohnzimmer gestürmt war. Normalerweise hätte er seiner Jüngsten über den Kopf gestrichen und ihr geduldig zum ungefähr hundertfünfzigsten Mal erklärt, dass dies die «Weihnachtsgeschichte» und nicht das «Weihnachtsmärchen» sei. Aber leider war gestern nichts normal. Stephanie hatte ihm Vorwürfe gemacht und der daraus folgende Wortwechsel war aus dem Ruder gelaufen. Vorwürfe? In Ruhe betrachtet, hatte ihm seine Frau lediglich eine Frage gestellt, und er war laut geworden. Doch schon alleine der Zeitpunkt und die Art und Weise – ja, und warum überhaupt musste sie ausgerechnet jetzt damit kommen, obwohl sie genau wusste, dass er seit Wochen nahezu nonstop an diesem Riesenprojekt gearbeitet und sich endlich auf die gemütlichen Feiertage gefreut hatte.  «Interessiert es Dich wirklich, was wir Benjamin zu Weihnachten schenken? Vielleicht solltest Du doch lieber erst noch Deine Mails checken und die Welt retten. Wir können dann darüber reden, wenn Du wirklich da bist.» Sein Wagen geriet wieder ins Schlingern, als Kilian an diesem Punkt des gestrigen Abends angekommen war und unwillkürlich das Gaspedal stärker durchdrückte, als es die winterlichen Strassenverhältnisse wirklich zuliessen. Warum machte ihn das so wütend? Die feine Ironie seiner Frau war doch eines der Dinge, die er so an ihr liebte.

Kilian packte das Lenkrad entschlossen. Jetzt wollte er diesen unerquicklichen Abend vergessen und die zwei vor ihm liegenden Tage geniessen. Er hatte seinen Beitrag zur Versöhnung geleistet und heute morgen einen kleinen Brief neben das Frühstücksgeschirr gelegt. Kilian würde erst einmal den Kopf durchlüften bei dem kurzfristig geplanten Skitourentag. Stephanie sollte ihn ruhig ein bisschen vermissen. Heute Abend würde er pünktlich zurück sein, und konnte dann Stephanie noch bei den letzten Vorbereitungen für die Festtage unter die Arme greifen.

Sein Coupé pflügte jetzt wie auf Schienen durch den Schnee, leicht untersteuernd nahm er Kurve um Kurve. So war Kilian Voigt im Element: Konzentriert bei der Sache, Niederlagen waren Chancen für morgen, am liebsten auf dem Weg nach oben. Sagten zumindest seine Kollegen über ihn.

… Wer die ganze Geschichte lesen möchte, darf mir gerne eine E-Mail schreiben und sich vormerken lassen. Zum Jahresende 2021 wird es ein Buch mit Kurzgeschichten, Superkurz-Geschichten und Fotos von mir geben.

3 Kommentare

  1. Eine tolle und spannende Geschichte, Du hast wirklich das Zeug zum Schreiben, vielen Dank dafür! Am liebsten würde ich die Geschichte allen meinen Freunden und Kunden schicken. Kann man Dir die Geschichten „abkaufen“?

    Jetzt wünsche ich Dir auch schöne Weihnachten und einen guten Start ins Neue Jahr!

  2. Walter Zaugg sagt

    Lieber Justus.

    Nachträglich alles Gute und vor allem gute Gesundheit für dich und deine Familie im 2021! Ich habe die Geschichte «nun» auch gelesen. Ich kann mich den Worten von Alexandra Zapp nur anschliessen… dass Schreiben ist dein „DING“.

    Herzlichen Gruess aus Rubigen
    Walter

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