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Türchen drei: Zu empfehlen.

Das Erbe eines großen Namens anzutreten erfordert Mut. Danny Neynaber hat ihn. Im Okober 21 hat der junge Gastronom mit seiner Frau Evelyn den Adler in Alt-Weil übernommen. Der galt über Jahrzehnte im Dreiländereck als erste Adresse, weithin bekannt, mit Michelin-Stern ausgezeichnet und vom in der Szene legendären Hansjörg Wöhrle 35 Jahre gehalten, besucht von seinerzeit prominenten Gästen wie Helmut Kohl, Lothar Späth oder auch einem Gunter Sachs und einer Brigitte Bardot. Basels Haute Volée, lokal auch als «Daig» bezeichnet, gab sich an der Weiler Hauptstraße ein regelmäßiges Stelldichein. So war das Image sehr, sehr gut, aber ohne Zweifel auch leicht angestaubt. Neuer Wind hat jetzt Einzug gehalten – und das ist der Grund für eine Empfehlung!

Das erste Türchen: halboffen.

«Die Tür ist irgendwie halb offen in diesem Jahr für mich». Dieses Bild verwendete vergangenen Sonntag Ulrike Krumm, eine hiesige Pfarrerin. Stimmt, dachte ich. Die eigene Stimmung schwankt zwischen Dankbarkeit für die Tatsache, zum privilegierten Teil der Menschheit zu gehören (weihnachtlich), Respekt mit Blick in die Zukunft (definitiv nicht weihnachtlich), Unglaube und Wut, darüber was gegenwärtig auf der Welt passiert (definitiv nicht weihnachtlich) – und Hoffnung, die immer wieder das Leben ausmacht (weihnachtlich). Ach – und heute morgen eine Nachricht erhalten, die Riesen-Freude und ein grosses Danke auslöst …; es weihnachtet.

Begegnung mit einem Soldaten.

Ende September vor sieben Jahren war ich ein paar Tage in Lemberg. Dort gibt es eine prächtige Dominikanerkirche mit dicken Säulen und Riesenlettern: SOLI DEO GLORIA. Auf dem Platz davor standen ein paar Individuen, die schlecht zu ihr passten: Penner oder Delinquenten, eine dünne Frau mit aufgetriebenem Bauch, die einen kleinen Hund an einer Schnur hielt. Diesen Kontrast – die von der Abendsonne orangefarben beleuchtete wuchtige Fassade, die Verlorenheit der Figuren davor – versuchte ich in einem Foto einzufangen. Auf einmal stand ein Mann vor mir und sagte streng auf Russisch: «Fotografieren Sie hier nicht!»

«Dieter Bohlen ist ein … beep …!»

War mein erster Gedanke als ich diese Woche in Deutschlands selbst ernanntem Kluge-Köpfe-Medium las, dass der von der Höhensonne verbrannte C-Promi für die Sanktionsaufhebung gegen Russland sei. Weil wir wegen genau dieser Sanktionen «jetzt frieren müssen». Der zweite Gedanke: «Dringt UV-Strahlung auch durch die Schädeldecke?» Dann las ich die Kommentare unter dem Bericht. Lustige wie «Wer sich neben Bohlen stellt, hat bereits die Kontrolle über seinen Verstand verloren» und komplett humorfreie, braun-beige Blouson-Statements wie «Wenigstens einer, der seine Stimme erhebt! Deutschland hat für die Ukraine schon mehr als genug gezahlt.»

«Scheisst auf die Spritpreise …»

Jetzt wohnt unsereins ja im wirtschaftlich privilegierten Südwesten dieses ängstlichen Landes und hat so möglicherweise eine verzerrte Wahrnehmung der auf allen Medienkanälen vermittelten, gegenwärtig traurigen Wirklichkeit. Aber so richtig Schmerzen hat offensichtlich niemand angesichts durch die Decke gehender – also nehmen wir die mal als Beispiel – Spritpreise. So wohnt unsereins nämlich auch in einer mittleren Kleinstadt in unmittelbarer Nähe der Bahnhofstrasse. Also lagemässig eher weniger privilegiert. Die Strasse ist stark befahren. Werktags wie sonntags. Hier tummeln sich vor allem am Wochenende schwere Motorräder mit meistens illegalen Auspuffklappen, ebenso wie halbstarke Mercedes-AMG-Piloten mit und ohne Migrationshintergrund. Was die da machen? Im Kreis des Innenstadtrings spazieren fahren und Sprit verfeuern. Ungerührt von allenthalben beklagten und von der Politik entlasteten Monsterkosten. Frei nach der Devise: «Scheisst auf die Spritpreise!»Das gleiche Bild bietet sich auf der Mountainbike-Tour in den schönen Südschwarzwald. Als wir über die Anhöhe des Blösslings ins Bernauer Hochtal einfahren – in höchsten Drehzahlen heulende Hobbyrennmaschinen der offensichtlich ohne Geldsorgen Sprit verheizenden Jungspunde und ebenso viel alternde Mittfünfziger, die auf Hubraum- und PS-mässig überdimensionierten, bollernden Harleys …

Hitze-Wahnsinn!

Hitze über Deutschland. Hitze über Europa. Heisse Zeiten auf dieser Welt. Alle schreiben und reden darüber. Mach ich’s halt auch. Gleich vorneweg: Ich find’s geil. Abends – nach getaner Arbeit – draussen sitzen bis ultimo, in Flip Flop und Gesellschaft luftig bekleideter schöner Frauen, Live-Musik unter freiem Himmel, laue Nächte, … Sommer eben.

In einem Boot mit Höcke & Co.? Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, …

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler. Würde ich schreiben. Und weiter: Vergessen Sie die offenen Briefe und pseudophilosophischen Statements der letzten Tage. Denn eine ganze Generation deutscher Oberlehrer*innen – vom philosophischen Säulenheiligen der 68er Jürgen Habermas über den altersstarrsinnig raunenden Martin Walser bis hin zur dauermaulenden Alice Schwarzer – entlarvt das grandiose Missverständnis ihrer schal gewordenen Glaubenssätze.

«Fuck you putinversteher!»

«putinversteher» hat als Lehnwort in den englischen Sprachgebrauch Eingang gefunden. Mit der Konnotation «yes, but …». Unsere angelsächsischen Freunde haben also gut verstanden, was die grossen Relativierer meinen, die mit unverbesserlicher Oberlehrer-Arroganz um Verständnis für den faschistischen Diktator barmen. Erlaube ich mir an dieser Stelle, die englische, obszöne Beleidigung zu zitieren. Die hierzulande auch jeder versteht.