Türchen 13: Bei Licht betrachtet.
Schönheit ist eine Frage der Perspektive. Fotografen wissen das. Andere Menschen davon zu überzeugen, ist noch lange nicht die schlechteste Mission. In diesem Sinne einen guten Start in die Woche.
Schönheit ist eine Frage der Perspektive. Fotografen wissen das. Andere Menschen davon zu überzeugen, ist noch lange nicht die schlechteste Mission. In diesem Sinne einen guten Start in die Woche.
Der deutsche Wald stirbt. Sagen Förster, Waldbesitzer, fachlich beschlagene Ökologen und Wissenschaftler – und natürlich politisch Grünbewegte – übereinstimmend. Seit über dreissig Jahren. Aber er ist immer noch nicht tot. Glücklicherweise. Allerdings streiten die hier Genannten trotz grundsätzlicher Einigkeit über das Siechtum deutscher Forsten seit Anfang diesen Jahres «wie die Bürstenbinder». Volkstümlichkeit sei erlaubt an dieser Stelle. Doch dazu später. Den möglicherweise aufkommenden Vorwurf der Diskriminierung einer Minderheit möchte ich ausserdem sogleich ausräumen: Bürsten werden heute von Maschinen gebunden, die sprachliche Wendung ist also in ihrem sozial-historischen Kontext einzuordnen. Ach, worum sie streiten? Genau um den endlos sterbenden Patienten.
Stille breitet sich aus. Im Westen färbt sich der Himmel tieforange in der untergehenden Sonne. Nach Osten hin, wo der Blick weit ins Tal reicht, glänzen die Schneeflanken im goldenen Licht unter einem pinkfarbenen Abendhimmel.Die kalte Luft wird zunehmend eisiger. Unter den Schuhen knarzt der Schnee. Ein phantastischer Tag mit Freunden und ausgelassener Fröhlichkeit neigt sich dem Ende zu. Müde, aber glücklich genießen wir diese Stunde des verklingenden Wintertages. Lauschen den fernen Stimmen der letzten heimkehrenden Wintersportler, die jetzt abgelöst werden vom Rauschen des aufkommenden Abendwindes. Lassen Geist und Seele freien Lauf, träumen. Jetzt ist sie wirklich erhaben – in diesem blaugoldenen Licht, kalt glitzernd in ätherischem Schein. Die einzigartige Natur. Jetzt ist sie zu spüren, die Faszination des weissen Glücks. Von der wir träumen. Drunten im Tal. Wo uns manchmal der Blick fürs Wesentliche verschwimmt. Seltene Momente des fühlenden Erkennens, das Wirkliche unserer Sehnsucht nach dem Eins sein. Mit uns selbst, mit der wertvollen Natur, mit dem «Überbleibsel Gottes» (Dan Shambicco). Die letzten goldenen Strahlen am Horizont verglimmen, eisige Bläue kündet von der heranziehenden …
«Der Begriff Idyll (n., von altgriechisch εἰδύλλιον eidýllion, ursprünglich „Bildchen“, dann „kleines Gedicht“), auch Idylle (f.), bezeichnet umgangssprachlich ein harmonisch verklärtes ländliches Leben. Man meint damit meist ein Bild oder einen Zustand, die auf den Betrachter beschaulich und friedlich wirken.» Erklärt Wikipedia. Ja, und dann komm‘ ich ins Studieren, wenn ich draussen unterwegs bin, zu Fuss, oder auf dem Bike. Und mich die Schönheit fast erschlägt: Ist meine Wahrnehmung «verklärend», weil die Wirklichkeit zur Zeit – vielleicht schon immer – manchmal ziemlich traurig ist? Oder gibt es diese harmonische Schönheit wirklich? Wann spüren wir sie, wann täuscht unsere Wahrnehmung nicht? Wenn die Harmonie wirklich ist – warum verteidigen und schützen wir sie nicht?
Ich habe wieder einmal das Angenehme mit dem Nützlichen verbunden – und auf dem Titlis/ Engelberg die ersten Telemarkschwünge festgehalten.
Erhabene Schönheit ist allgegenwärtig. Auch wenn sie oftmals für den schnellen Blick verborgen bleibt. Sie sichtbar zu machen, ist ein Anspruch unserer Fotografie.
Leise Wehmut schleicht sich ins Herz: Ein phantastischer Sommer neigt sich dem Ende zu. Im Garten habe ich die wahrscheinlich «letzte Himbeere» dieses Jahres entdeckt. Schade. Aber nur «Narren verlieben sich in eine Jahreszeit» habe ich vor kurzem gelesen. Weise ist, wer deren Wechsel geniesst. Offenbar bin ich noch kein bisschen weise …