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2022: Bitte nicht zurück ins Mittelalter.

Corona, die Pest der Gegenwart, gebiert ihre gesellschaftlichen Monster: nicht für möglich gehaltene Intoleranz, die Verachtung Andersdenkender, unglaublicher Aberglaube, geifernder Irrsinn, eiferndes Ausgrenzen, Sehnsucht nach autoritärem Herrschen. Allenthalben. Bei Mehrheit und Minderheit und umgekehrt. Die vermeintlich moderne Gesellschaft zeigt ihre mittelalterliche Fratze.

Während sich im Mittelalter katholische Kirche mit dem Anspruch der göttlichen Wahrheit und Adlige mit deren Durchsetzung bei den Untertanen die Bälle der Macht zuspielten, teilen sich heute wirtschaftliche Eliten und Regierende mit den Hohepriestern der scheinbar ideologie- und interessenfreien Wissenschaft das Urteil über Richtig und Falsch. Kritik unmöglich. Weil keiner Verantwortung trägt: Politik nicht, weil sie sich auf die behaupteten alternativlosen Fakten und damit verbundenen Empfehlungen der Wissenschaft beruft, Wissenschaft nicht, weil die empfohlenen Maßnahmen von der Politik durchgesetzt werden.

In diesem Klima können Impfgegner ohne Verdacht auf Hass-Rede als «Blinddarm, auf den man getrost verzichten kann»( in ZDF «Bosetti will reden») oder rechtmässig eingesetzte Verwaltungsjuristen als «Richterlein» (Weltärztepräsident Montgomery) verunglimpft werden. So wie der fackeltragende Pöbel Impfbefürworter vogelfrei erklärt und sie einschüchtert oder Ministern den Tod androht.

Das Zeitalter der Aufklärung? Vergessen. Der Zweifel als Kern des menschlichen Fortschritts? Unerwünscht. Die demokratische Auseinandersetzung und der Streit um den besten Weg? Weggefegt im Rausch, jetzt endlich, mit der sich rasend entwickelnden Wissenschaft und ihren Errungenschaften vom Baum der Erkenntnis gegessen zu haben. Von Rechten erwartet man nichts anderes. Faschismus war schon immer so. Bei Linken macht es Angst.

Angst, ein gutes Stichwort. Sie regiert. Uns. Und die Regierenden. Angst vor dem massenhaften Sterben in der Pandemie. Angst vor dem Untergang der Welt eines sich in der Klimakatastrophe erhitzenden Erdballs. Mittelalter eben. Die Strafe Gottes: Pestilenz und Höllenfeuer. Dieselben Bilder.

Strafe Gottes? Möglicherweise?! Eher Nein. Sondern Konsequenz des kollektiven Wahnsinns, alles sei richtig, was möglich ist. Oder anders ausgedrückt: Die Verweigerung der Verantwortung. Der eigenen und der für andere. Siehe oben.

Ganz gleich, ob wir im religiösen Sinn Glaubende oder der Aufklärung verpflichtete Humanisten sind – die Verantwortung ist der Scheidepunkt unserer menschlichen «humanen» Existenz. Wir haben die Wahl. Immer.

In diesem Sinne ein gutes, mutiges und verantwortungsvolles Jahr 2022 – in der glaubenden Gewissheit und mit der historischen Erfahrung, dass sich die Welt in jedem Fall weiter drehen wird.

1 Kommentare

  1. Edwin Baur sagt

    Super! Volltreffer! Ich werd’s weiterleiten..

    Euch auch allen ein gutes, gesundes 2022!

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