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«Alternativloser» Unsinn.

Als Komunikationsmenschen wissen wir: Mit Worten lässt sich Wirklichkeit erschaffen. In Werbung und Marketing gehört das zum Handwerk und hat im Idealfall zur Folge, dass Menschen z.B. glauben, Aldi verkaufe in seinen Filialen umgelabelte Markenware statt knallhart im Preis gedrückte no-name Kekse oder Windeln. Oder der Genuss von Zigaretten verheisse Freiheit und Abenteuer statt Lungenkrebs. Das ist zwar auch im Marketing nicht schön und nicht verantwortungsvoll. Aber in der Politik sind die mit Worten geschaffenen (Schein-) Wirklichkeiten verheerend. Weil sie meist mit der grossen Geste der Weltverbesserung und dem behaupteten «übergeordneten Interesse» daherkommen.

«Alternativlos» – das Wort hat klammheimlich in die öffentliche und politische Diskussion Einzug gehalten. Und behauptet stillschweigend es gäbe nur die eine Möglichkeit einer (eben scheinbaren) Wirklichkeit. Eine Kulisse des scheinbar «Richtigen» wird errichtet und die Sehnsucht des Publikums nach einfachen Lösungen befriedigt. Ausgerechnet Angela Merkel, die gewöhnlich die Komplexität der Welt und damit die Vielschichtigkeit ihrer Erklärungsversuche und die immer öfters weniger nachvollziehbaren Entscheidungen begründet, bedient sich damit dem Instrumentarium der Populisten: die Welt einfacher zu machen, als sie ist.

Jetzt ist die spannende Frage, verändert das Gerede von der «Alternativlosigkeit» die (politische) Wirklichkeit, oder ist die behauptete einzigartige Möglichkeit Ausdruck einer bestimmten (politischen) Denkweise. Möglicherweise beides.

Keine Frage ist, wer in politischen Dingen Alternativlosigkeit behauptet, geht davon aus zu wissen, was richtig ist. Er wähnt sich im Besitz einer wie auch immer gearteten «Wahrheit» oder höheren Einsicht. Das ist Ideologie. Totalitär und der Abschied von der Idee der Demokratie. Schliesslich werben dort verschiedene Ansichten um Mehrheiten, unabhängig davon, ob sie richtig oder falsch, sondern ganz einfach mehrheitsfähig sind. In der demokratischen Kultur und im Politikbetrieb der demokratischen Gesellschaften geht es darum, Menschen für die eigenen Ansichten (nicht Wahrheiten) zu gewinnen, sie im Diskurs zu überzeugen. Das setzt allerdings voraus, dass jeder intellektuell und sachlich zulässt, dass es mehrere Möglichkeiten für eine Entscheidung gibt und jede Ansicht (solange sie sich auf der gemeinsamen Grundlage einer freien Gesellschaft bewegt) ihre Berechtigung hat.

Keine Frage jedoch ist ebenso, dass sich die politische Wirklichkeit verändert hat. So wird zum Beispiel nicht darum gestritten und gerungen, wie Migration in sinnvolle und zukunftsfähige Bahnen gelenkt werden könnte, sondern unterstellt: «Wer gegen offene Grenzen ist, zerstört Europa.» Umgekehrt feiert der Wahnsinn fröhliche Urständ: Denn ausgerechnet die Partei, welche von sich behauptet, eine Alternative zu sein, behauptet mit blindem Hass den Untergang des Abendlandes durch ausländische Mitbürger. Ja, wenn Ideologen argumentieren, sind die Keulen meistens gross und schwer. Aber, zugegeben, spätestens an dieser Stelle machen «wir ein neues Fass auf.»

Also lassen wir’s und stellen als Sprachkünstler einfach fest: «Alternativlos» ist sprachlicher Unsinn. Der Duden sagt «zwischen zwei Möglichkeiten die Wahl lassend; eine andere, zweite Möglichkeit darstellend». So bedeutet der Begriff einen Widerspruch in sich. Achtung jetzt wird’s philosophisch: Denn wenn es nicht mindestens zwei oder mehr Möglichkeiten gibt, gibt es nur eine einzige. Diese Situation gibt es nur einmal im Leben – beim Sterben. Oder anders mit dem Volksmund ausgedrückt: «Sicher ist auch nur der Tod».

Sonst gilt – im Leben gibt es IMMER Alternativen. Das ist sozusagen Leben an sich. In diesem Sinne gilt, leben und sich über die Vielfalt der Möglichkeiten freuen!

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