Alle Artikel mit dem Schlagwort: Ukraine

Wenn Demokratie nichts oder alles wert ist.

Neulich beim Frühstück, in gemütlicher Runde anlässlich eines Geburtstages zu Gast: Fast hätte ich gesagt, rund und fett, aber sagen wir es doch lieber so – mit zufrieden satten Bäuchen waren wir versammelt. Unversehens wurde das Gespräch politisch. Eigentlich fest entschlossen, die Behaglichkeit des Augenblicks zu geniessen, wollte ich nicht hinhören. Dann die Aussage: «Mit der Glorifizierung der Demokratie sollte es jetzt schon mal ein Ende haben!» Überhören? Weiter am Cappuccino schlürfen, als wäre nichts gewesen? Ich geb’s zu – geht nicht. Auch nicht mit der größten Willensanstrengung, den friedlichen Vormittag weiter friedlich ausklingen zu lassen.

Begegnung mit einem Soldaten.

Ende September vor sieben Jahren war ich ein paar Tage in Lemberg. Dort gibt es eine prächtige Dominikanerkirche mit dicken Säulen und Riesenlettern: SOLI DEO GLORIA. Auf dem Platz davor standen ein paar Individuen, die schlecht zu ihr passten: Penner oder Delinquenten, eine dünne Frau mit aufgetriebenem Bauch, die einen kleinen Hund an einer Schnur hielt. Diesen Kontrast – die von der Abendsonne orangefarben beleuchtete wuchtige Fassade, die Verlorenheit der Figuren davor – versuchte ich in einem Foto einzufangen. Auf einmal stand ein Mann vor mir und sagte streng auf Russisch: «Fotografieren Sie hier nicht!»

«Dieter Bohlen ist ein … beep …!»

War mein erster Gedanke als ich diese Woche in Deutschlands selbst ernanntem Kluge-Köpfe-Medium las, dass der von der Höhensonne verbrannte C-Promi für die Sanktionsaufhebung gegen Russland sei. Weil wir wegen genau dieser Sanktionen «jetzt frieren müssen». Der zweite Gedanke: «Dringt UV-Strahlung auch durch die Schädeldecke?» Dann las ich die Kommentare unter dem Bericht. Lustige wie «Wer sich neben Bohlen stellt, hat bereits die Kontrolle über seinen Verstand verloren» und komplett humorfreie, braun-beige Blouson-Statements wie «Wenigstens einer, der seine Stimme erhebt! Deutschland hat für die Ukraine schon mehr als genug gezahlt.»

In einem Boot mit Höcke & Co.? Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, …

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler. Würde ich schreiben. Und weiter: Vergessen Sie die offenen Briefe und pseudophilosophischen Statements der letzten Tage. Denn eine ganze Generation deutscher Oberlehrer*innen – vom philosophischen Säulenheiligen der 68er Jürgen Habermas über den altersstarrsinnig raunenden Martin Walser bis hin zur dauermaulenden Alice Schwarzer – entlarvt das grandiose Missverständnis ihrer schal gewordenen Glaubenssätze.

Schlimmer geht immer.

So-yeon betet? Für was, zu wem? Keine Ahnung. Vielleicht für mehr Charakter ihres Liebsten? Denn der besucht gerade Wladimir in Moskau, und die Wölfe heulen schon freudig in den Kulissen. Lars Klingbeil: «Alles was hilft, ist willkommen.» Da fragt sich unsereins dann schon, ist der Mann an der richtigen Stelle? Krieg und Frieden als Gespräch unter echten Männern? Könnte einem Angst und Bange werden, wenn man sich nicht noch mehr fremdschämen würde. Und schließlich stellt man sich als phantasiebegabter Mensch vor: Wie könnte so ein Besuch unter alten Freunden und lupenreinen Demokraten ablaufen? Vielleicht so mafiamässig, zwei Gangster unter sich?