Alle Artikel mit dem Schlagwort: Wald

Deutsche auf die Couch.

Der deutsche Wald stirbt. Sagen Förster, Waldbesitzer, fachlich beschlagene Ökologen und Wissenschaftler – und natürlich politisch Grünbewegte – übereinstimmend. Seit über dreissig Jahren. Aber er ist immer noch nicht tot. Glücklicherweise. Allerdings streiten die hier Genannten trotz grundsätzlicher Einigkeit über das Siechtum deutscher Forsten seit Anfang diesen Jahres «wie die Bürstenbinder». Volkstümlichkeit sei erlaubt an dieser Stelle. Doch dazu später. Den möglicherweise aufkommenden Vorwurf der Diskriminierung einer Minderheit möchte ich ausserdem sogleich ausräumen: Bürsten werden heute von Maschinen gebunden, die sprachliche Wendung ist also in ihrem sozial-historischen Kontext einzuordnen. Ach, worum sie streiten? Genau um den endlos sterbenden Patienten.

Vom Wald und seiner Mutter.

Das waren die Achtziger: Waldsterben im Original. Das ist die Gegenwart: Waldsterben 2.0. Das Ganze könnten wir auch beschreiben mit «Der Wald in der Zeitmaschine». Denn die Sprachbilder verrutschen immer noch: «Männer» «pirschen» durch den Wald, während «einsame» Grillen zirpen, und «hoch angesetzte Augenbrauen» beharrlich forschender Förster noch höher gezogen werden. So weit, so schlecht der Stuss, der zuweilen im Zusammenhang von Wald und Klima(wandel) in den Medien verzapft wird. Da wird dann zum Beispiel auch von der «Mutter des Waldes» gefaselt. Wer das ist? Die Buche. Davon haben allerdings Förster und Forstwissenschaftler noch nie gehört. Macht aber nix. Denn die Assoziation ist einfach zu schön, um sie nicht für den (laienhaften) Leser auszuschlachten. Doch unverhofft kommt unsereins so ins Grübeln: Wer könnte denn der «Vater» sein? Die (deutsche) Eiche. Vorsicht, die (völkische) Falle schnappt gleich zu. Aber halt! Hä? Die? Geht ja gar nicht. Sind ja alles Mädchen im Wald: die Fichte, die Tanne, die Kirsche, die Robinie, die Kastanie, die Lärche, die Douglasie, … also wäre eigentlich nur der Nussbaum oder der Hasel …