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Vom Wald und seiner Mutter.

Das waren die Achtziger: Waldsterben im Original. Das ist die Gegenwart: Waldsterben 2.0. Das Ganze könnten wir auch beschreiben mit «Der Wald in der Zeitmaschine». Denn die Sprachbilder verrutschen immer noch: «Männer» «pirschen» durch den Wald, während «einsame» Grillen zirpen, und «hoch angesetzte Augenbrauen» beharrlich forschender Förster noch höher gezogen werden. So weit, so schlecht der Stuss, der zuweilen im Zusammenhang von Wald und Klima(wandel) in den Medien verzapft wird. Da wird dann zum Beispiel auch von der «Mutter des Waldes» gefaselt. Wer das ist? Die Buche. Davon haben allerdings Förster und Forstwissenschaftler noch nie gehört. Macht aber nix. Denn die Assoziation ist einfach zu schön, um sie nicht für den (laienhaften) Leser auszuschlachten.

Doch unverhofft kommt unsereins so ins Grübeln: Wer könnte denn der «Vater» sein? Die (deutsche) Eiche. Vorsicht, die (völkische) Falle schnappt gleich zu. Aber halt! Hä? Die? Geht ja gar nicht. Sind ja alles Mädchen im Wald: die Fichte, die Tanne, die Kirsche, die Robinie, die Kastanie, die Lärche, die Douglasie, … also wäre eigentlich nur der Nussbaum oder der Hasel ein echter Kandidat. Hasel würde ja wieder waldhistorisch passen. Der Haselbusch, der «Vater des Waldes». Nee, auch das kann es nicht wirklich sein.

Aber warum werden eigentlich aus dem Baum (männlich) im deutschen Wald lauter Mädchen? Haben wir gendermässig etwas verpasst? Müssen wir ganz neu auf den deutschen Wald blicken? Schaffte dieser wunderbare Platz der «Stille und des flirrenden Lichts» in seiner «allumfassenden Weisheit» schon früh die Überwindung überkommener Rollenbilder? Aus dem patriarchalischen Baum wurde die lebensspendende Bäumin in vielerlei Gestalt? Und wer weiß, vielleicht wird in einer weiteren Überwindung dieser dualistischen Sichtweise zweier Geschlechter im Zuge des Klimawandels aus dem/der Wald DAS Gebüsch … Siehe oben: Die Zukunft ist auch nur die Vergangenheit – Haselzeit (näheres siehe wikipedia :))!

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