Autor: Justus Ammann

Idyll.

«Der Begriff Idyll (n., von altgriechisch εἰδύλλιον eidýllion, ursprünglich „Bildchen“, dann „kleines Gedicht“), auch Idylle (f.), bezeichnet umgangssprachlich ein harmonisch verklärtes ländliches Leben. Man meint damit meist ein Bild oder einen Zustand, die auf den Betrachter beschaulich und friedlich wirken.» Erklärt Wikipedia. Ja, und dann komm‘ ich ins Studieren, wenn ich draussen unterwegs bin, zu Fuss, oder auf dem Bike. Und mich die Schönheit fast erschlägt: Ist meine Wahrnehmung «verklärend», weil die Wirklichkeit zur Zeit – vielleicht schon immer – manchmal ziemlich traurig ist? Oder gibt es diese harmonische Schönheit wirklich? Wann spüren wir sie, wann täuscht unsere Wahrnehmung nicht? Wenn die Harmonie wirklich ist – warum verteidigen und schützen wir sie nicht?

Der schönste Tag – oder als Peter Steiner verschwand.

Der Tag versprach schön zu werden. Einer jener ersten lauen Frühlingstage wie sie die Westwinde durch die burgundische Pforte früher als anderswo ans Rheinknie blasen. Peter Steiner war zeitig dran, und so ließ er sich Zeit bei seinem Umweg ins Büro. Mit dem Fahrrad gondelte er gemütlich über die Markgräflerstraße hinab an den unteren Rheinweg, an den hässlichen Druckbehältern und Tanks der «Chemischen» vorbei – wie die Basler ihre großen Pharmaunternehmen nennen. Von der Dreirosenbrücke ging es dann Richtung City. Peter Steiner genoß diese kleine Rundfahrt am Morgen, wenn er vom Rheinufer kommend an der mittleren Rheinbrücke stadteinwärts einbog. Zu dieser Zeit lärmte die Stadt noch nicht im grellen Geräusch und ohne Hast stiegen die Menschen an den Straßenbahnhaltestellen ein und aus. Ja, Basel, das sich tagsüber in fast weltläufiger Hektik von seiner unfreundlichen Seite zeigte – um diese Zeit strahlten Straßen und Plätze eine heitere Gelassenheit aus. Und die Stadt, sie tönte anders. Das Gebimmel der Tram war deutlich zu hören und aus den zum Lüften geöffneten Fenstern der Stadthäuser manchmal das morgendliche Toilettenrauschen …

Der Sprung.

Stille. Das Wasser des großen Stroms zog leise glucksend und tief schwarz vorbei. Rechts, stromabwärts blinkten in der Ferne die Positionslampen der Schleusen am Kraftwerk, gegenüber war der Widerschein der Straßenlaternen des kleinen Dorfs zu sehen. Vor ihm dümpelte die Schwimmblase mit seinem Gepäck. Die hatte Paulo im Schutz der Uferweiden schon ins Wasser gelassen, bevor er sich ein paar Stunden aufs Ohr gelegt hatte. Um zu checken ob, sie dicht war. Er war todmüde gewesen. In einem Rutsch Hamburg-Basel mit einem LKW aus Rumänien, der – eigentlich auf dem Weg nach Rom – jetzt erst mal am großen Grenzübergang gestrandet war. Mit ihm allerdings reiste das Glück, er hatte gleich den nächsten Lift rheinaufwärts bekommen. Dann war er zu Fuß an das flache Uferstück gekommen, das an dieser Stelle ein kleine Bucht bildete. Er kannte sich bestens aus. Schließlich war er hier groß geworden. Eltern und Geschwister wussten nichts davon, dass er in der Gegend war. Gut so. Sie würde er auf dem Rückweg besuchen. Wann immer auch das sein würde.

Die Blockwarte sind unter uns.

Man stelle ich vor: Christian Lindner hat einen Freund zum Abschied umarmt. «Ohne Vorsatz», wie er sagt. Einfach so. Unglaublich, böse, ungezogen und asozial. Die Blockwarte lösten einen Shitstorm aus. Qualitätsmedien wie SPIEGEL, FAZ und andere durften da nicht schweigen und titelten: «Abstandsregeln verletzt» oder «Auch andere Politiker halten sich nicht immer an die Regeln». Traurig aber wahr – inzwischen fällt einem Liberalen dazu nichts besseres ein, als sich zu entschuldigen. Für was eigentlich?

Kinder an die Macht!

«Sport war einmal ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft, der unter anderem auch die Interessen der Kinder und Jugendlichen mitvertreten hat. Von Kindern und Jugendlichen, die jetzt auch durch den Sport nicht mehr aus dem Umfeld häuslicher Gewalt, die es – geschätzt – in jedem siebten Haushalt in Deutschland gibt, vorübergehend entfliehen können, die seit langem auch fast keine körperliche Interaktion und kein adäquates Bildungsangebot mit Gleichaltrigen mehr hatten.» Professor Perikles Simon in der FAZ vom 13. Mai 2020

Vom gesegneten Wasser kosten.

Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, wo plötzlich die Unmengen an Desinfektionsmitteln herkommen, die plötzlich in jedem Laden, jeder Behörde, jeder Werkstatt, und, und, und, … am Eingang stehen? Ein Produkt, das vor wenigen Tagen noch Mangelware war? Und haben Sie sich auch schon mal die Mühe gemacht, ein Etikett zu studieren? Bakterizid, Fungizid und Wirksamkeitsversprechen im Konjunktiv sind echte Entdeckungen. Aber ich möchte nicht motzen, als Geschichtenerzähler erzähle ich viel lieber eine solche. Eine mittelalterliche Erzählung – und die geht so: